Aus der Geschichte der Kirche Heiligenrode

 
Wann die erste kleine Kapelle oder Kirche in Heiligenrode gebaut wurde, ist unklar, sicher ist aber, dass es vor der heute hier existierenden Kirche aus dem 18. Jahrhundert schon ein Gotteshaus gab.
Darauf weisen die alten Reste einer gotischen Wehrmauer um den Kirchplatz herum hin, an deren Außenseite die ältesten Häuser des Ortes stehen. Das gotische Spitzbogenportal, das ursprünglich in die Südwestecke der Umfassungsmauer gehörte, wurde 1933 vor das Westportal der Kirche in die dortigen alten Mauerreste versetzt. Der Kirchplatz diente als Versammlungs- und Gerichtsstätte, aber auch als Zufluchtsort bei äußerer Gefahr, wie z. B. feindlicher Belagerung und auch als Friedhof. An den Innenseiten der Mauern waren sog. Erdgaden (Erdhöhlen) eingelassen, die Platz für Mensch und Tier, Gerätschaften und Nahrungsvorräte boten.

Im Jahre 1959 wurden bei Unterkellerungsarbeiten für einen Heizungseinbau alte Fundamente entdeckt, die darauf hindeuten, dass es früher eine kleinere Kirche am selben Ort gegeben haben muss. Auch fand man Gebeine zwischen den alten und den jüngeren Fundamenten, die darauf schließen lassen, dass man früher seine Toten direkt neben der Kirche im Schutze ihrer Mauern bestattete. So wurden damals auch die Gräber des Pfarrers Alsfeld († 1767) und des Prinzen Ludwig Carl von Ysenburg († 1758) gefunden; ihre barocken Grabsteine hat man auf der Südseite des Kirchhofs aufgestellt.

Die Jahreszahl auf der Wetterfahne des heutigen Kirchengebäudes – 1768 – weist entweder auf den Beginn der Umbau- und Erweiterungsarbeiten hin oder wahrscheinlicher auf die Fertigstellung. Die spätbarocke Kirche ist aus Bruchsteinmauerwerk errichtet, Giebel und Turm in Fachwerk. Die hohen flachbogigen Fensteröffnungen sind mit fein gearbeitetem Sandstein eingefasst.
Wie in vielen evangelischen Kirchen der Barockzeit, so gibt es auch in der Heiligenröder Kirche eine typisch lutherische Form der Anordnung von Altar und Kanzel: Die Kanzel schwebt – hier ziemlich hoch – über dem Altar, damit soll die Aufwertung des Wortes im evangelischen Gottesdienst verdeutlicht werden. Die Auslegung des Wortes Gottes, die Predigt, tritt gleichberechtigt neben das Sakrament des Altars, das Abendmahl.

Die letzte grundlegende Innenrenovierung wurde 1984 vorgenommen. Die Kirche sollte hell und freundlich werden und so etwas ausstrahlen von der frohen Botschaft Jesu Christi.
1986 wurde die bisherige Steuerung der Glocken und der Kirchturmuhr durch eine neue Anlage ersetzt. Die alte mechanische Anlage ist noch im Turm vorhanden; sie erforderte einen „Uhrenaufzieher“, der alle vier Tage auf den Turm musste, um die Uhr aufzuziehen.
Seit 1991 erfreuen die von Heide und Jürgen Müller neu gestalteten Fenster im Altarraum die Kirchenbesucher. Der Betrachter sieht sich der Botschaft gegenüber, dass alles Leben von Anfang bis Ende in Gottes Händen geborgen ist.
Überlegungen des Kirchenvorstandes zur künstlerischen Ausgestaltung der Kirche führten dazu, dass im Jahre 1996 im Altarraum ein neuer Taufstein errichtet wurde, ebenso gab es ein neues Altarensemble, bestehend aus Kerzenständern, Altarkreuz und Buchauflage für die Altarbibel. Alles zusammen wurde von der Künstlerin Karin Bohrmann-Roth aus Grebenstein gestaltet, die auch die dazu passenden Paramente in den Farben des Kirchenjahres entworfen hat. Inzwischen wurden von derselben Künstlerin auch der Kerzenständer (2013) für die Osterkerze und das Lesepult (2010) angefertigt.
Zum Pfingstfest 2000 wurden neu gestaltete Abendmahlsgeräte in Benutzung genommen, die in einer kleinen Glasvitrine in der Wand rechts vom Aufgang zur Kanzel aufbewahrt werden.
Inzwischen wurde die Kirche im Jahr 2017 erneut aufwändig renoviert, so dass sie wieder in schlichter Helligkeit einen einladenden Eindruck macht.

 
Quellen:
Volker Jansen, 1978-2006 Pfarrer in Heiligenrode, † 2010
Landesamt für Denkmalpflege Hesssen, Heinrich Klose
[Hrsg.]: Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Kassel II. Wiesbaden 2011